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Prekaritäts­kampagne

Prekaritäts­kampagne

Die Prekaritätskampagne der ÖH Uni Wien - Forderungen, Veranstaltungstermine und weitere Informationen!

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Gerade angesichts steigender Preise und multipler Krisen ist es wichtig, dem Thema Prekarität Aufmerksamkeit zu verschaffen. Wir verstehen dabei Prekarität als einen Begriff im Spannungsfeld von sozialer und/oder finanzieller Unsicherheit, atypischen Arbeitsverhältnissen, und Armut. Prekarität hat zahlreiche Facetten und ist mit vielen Themenfeldern verschränkt. Zusammen mit Expert*innen und Aktivist*innen möchten wir diesen ganzen Aspekten die Aufmerksamkeit geben, die das Thema verdient. Bleibt auf dem Laufenden! Lasst uns gemeinsam "mehr als nur prekär" einfordern!

Forderungen

Forderungen der Prekaritäts­kampagne auf Flyer, Inhalt gleicht den Unterüberschriften unter Forderungen

Für einen bedingungslosen Sozialstaat, der Armut und Prekarität verhindert! Für die Menschen statt für den Kapitalismus!
Der Sozialstaat ist nicht erst seit den jüngsten Teuerungen unzureichend, aber jetzt wird es besonders deutlich: Immer mehr Menschen fallen durch das Rettungsnetz. Um dies zu ändern, braucht es einen radikalen Umbau von Gesellschaft und (Sozial-)Staat, statt Einmalzahlungen und politische Ignoranz. Für den Sozialstaat, wie wir ihn kennen, steht weniger die soziale Absicherung als der Erhalt der Arbeitsfähigkeit sowie die Arbeitsmarktverfügbarkeit von Menschen im Vordergrund. Lohnarbeit darf allerdings nicht die Voraussetzung für ein würdiges Leben sein. Gesellschaftliche Arbeit muss endlich gerecht verteilt und vergütet werden. Wir wollen eine bedingungslose soziale Absicherung, die lebenslang Prekarität und Armut verhindert.

Fairer Lohn und gute Arbeitsbedingungen für alle! Ob Care-Arbeit, Leiharbeit oder Scheinselbstständigkeit – jeder Mensch verdient ein Leben ohne Prekarität.
Jede Form von Arbeit muss zum Leben reichen! Ohne Care-Arbeit funktioniert Gesellschaft nicht. Trotzdem müssen vor allem weiblich gelesene Personen im Alter in Armut leben - weil in dieser Gesellschaft nur Arbeit zählt, die privatwirtschaftliche Profite erwirtschaftet. Das ist eine Schande für jeden Staat, der sich mit dem Wort "sozial" schmückt. Diese Verhältnisse sind nicht mehr hinnehmbar! Nicht nur werden bestimmte Arbeiten nicht entlohnt, sondern auch arbeitsrechtliche Umgehungsstrategien zugelassen. Es fehlt ein gesetzlicher Mindestlohn, branchenübergreifende faire Kollektivverträge sowie eine nachhaltige Absicherung unabhängig von Lohnarbeit, die vor Prekarität schützt. Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt schaffen keine fairen Löhne und keine guten Arbeitsbedingungen. Keine Arbeit darf ungesehen bleiben: weder Care-Arbeit, Soziale Arbeit oder sonstige Tätigkeiten, die die Gesellschaft zusammenhalten.

Grundrecht auf Wohnen, Essen, Gesundheit, Mobilität und Energie!
Wohnen, Essen, Gesundheit, Mobilität und Energie sind Grundbedürfnisse des Menschen. Eigentlich selbstverständlich und trotzdem müssen sich Menschen in prekären Lebensverhältnissen oftmals entscheiden: Warme Wohnung oder warmes Essen? Es darf keine Klassenfrage sein, sich eine warme Wohnung, gutes Essen, eine Zahnarztbehandlung, Psychotherapie oder eine Abtreibung leisten zu können. Es liegt in der Verantwortung des (Sozial-)Staats, diese Grundbedürfnisse allen Menschen bedingungslos zu garantieren. Die Politik schaut untätig zu, dabei gibt es unzählige Möglichkeiten: Mietpreisdeckel, Begrenzung von Energiekosten, Abschaffung der Zweiklassenmedizin, kostenlose Fortbewegung im öffentlichen Raum und der massive Ausbau von leistbaren, gemeinnützlichen Wohnraum... Da führt kein Weg dran vorbei!

Ein akademischer Abschluss schützt vor Armut und Prekarität...? Nicht! Bildungsaufstieg entmystifizieren.
Studieren ist für viele prekär - 65 Prozent arbeiten neben dem Studium, nicht selten bestehen unbezahlte Verpflichtungen für Pflege oder Erziehung. Damit hört es aber nicht auf, denn Bildung schützt vor Prekarität nicht! "Man muss nur gut genug sein und den entsprechenden Abschluss haben." Das haben viele gehört, die ihre Hoffnung in einen akademischen Abschluss gesetzt haben und jetzt eine prekäre Anstellung im Journalismus haben oder sich an öffentlichen Hochschulen von einer Drittmittelstelle zur nächsten hangeln. Hinter dem angeblichen Fokus auf Exzellenz in der Wissenschaft steckt eine Verknappung mit unsicherem Einkommen und kaum Freizeit. Entfristete Stellen & humane Anstellungen? Fehlanzeige! Schluss mit liberalen Aufstiegsmärchen, soziale Absicherung und Bildung für alle!

Nur hackeln, nix mitgestalten. Gesellschaftliche und politische Teilhabe darf kein Privileg sein!
Prekarität schließt aus. Seien es prekäre Anstellungen, die trotz Arbeitsleistung wenig Geld bringen oder Jobs mit horrender Wochenarbeitszeit - beides frisst nicht nur unsere Lebenszeit, sondern schließt jegliche Partizipation aus: politisch, sozial, gesellschaftlich und kulturell. Das Selbstverständnis, nur für Lohnarbeit Zeit zu haben, ist aus demokratiepolitischer Sicht abzulehnen. Jeder Mensch muss die gleichen Möglichkeiten haben, gesellschaftliche und politische Prozesse mitzugestalten. Wählen ist eine Klassenfrage. Die Wahlbeteiligung von prekär lebenden Menschen sinkt, viele haben ohnedies kein Wahlrecht. Dies hinterlässt eine soziale Kluft in der Demokratie. Lasst das Prekariat in die Politik anstatt die Ausbeutung aufrecht zu erhalten!

Veranstaltungen

Die nächsten Veranstaltungen im Rahmen der Kampagne werden in Kürze bekannt gegeben!

Informationen

Prekarität hat System! - zeitgenossin Ausgabe Juni 2022
Die Beiträge dieser Ausgabe beleuchten verschiedene Formen von Prekarität und ihre Ursachen. So findet ihr beispielsweise Artikel über die Auseinandersetzung mit der Perpetuierung von Armut aufgrund undurchlässiger Schulsysteme, über die besondere Prekarität von Migrant:innen (und ihren Kindern) und über die prekäre (Arbeits-) Situation von 24-Stunden-Betreuer:innen. Oder einen Bericht über den Arbeitskampf der Gorilla-Angestellten vor dem Berliner Arbeitsgericht und eine Auseinandersetzung mit der unterschiedlichen Betroffenheit von den Folgen des Klimawandels.

Film "Sorry we missed you" + Auftaktparty (08.10.)
Der Film beleuchtet die Folgen der Finanzkrise. Eine kleinbürgerliche Familie steht beispielhaft dafür, was Millionen Menschen passiert ist: Die materielle Lebensgrundlage wird ungewiss - das bloße Überleben wird zur Herausforderung.

Vortrag "Studierendensozialerhebung und prekäres Studileben" (13.10.)
von Martin Unger und Anna Dibiasi (beide IHS)
Wir sprechen mit den Studienautor*innen über die soziale Lage von Studierenden. Verschiedene prekäre Arbeitsverhältnisse, der struktureller Zwang zu prekären Anstellungen, sowie Veränderungen durch die Coronakrise werden ebenfalls Thema sein. Nicht zuletzt wird gefragt, was für politische Veränderungen für ein Ende der Unsicherheit notwendig sind.

Vortrag "Prekäre Arbeit und Care-Arbeit" (20.10.)
von Christian Berger (AK Wien/WU Wien)
Prekäre Arbeitsbedingungen sind vielfältig. Christian Berger wird über verschiedene Facetten prekärer Arbeit sprechen, die arbeitsrechtliche Situation von prekär Beschäftigen beleuchten sowie Aspekte des Strukturwandels im Bereich Wirtschaft und Arbeitsmarkt darstellen.

Podiumsdiskussion "Wohnen: Was bleibt vom Roten Wien?" (27.10.)
mit Thomas Ritt (AK Wien), Justin Kadi (TU Wien), und Barbara Cargnelli-Weichselbaum (Uni Wien)
Das Thema Wohnen machte die letzten Jahre zahlreiche Schlagzeilen. Teuerungen und Verdrängung überall. Von Vorarlberg bis nach Wien. Nicht erst seit gestern läuft im Wohnungsmarkt einiges schief, doch heuer vor dem Hintergrund von Krieg und Coronakrise zeigen sich die Auswirkungen der letzten Jahre verstärkt: Mieterhöhungen, aufgelöste Wohngemeinschaften, gestiegene Energiekosten, Zwangsräumungen. Wir möchten im Rahmen dieser Veranstaltung die Entwicklungen der letzten Jahre diskutieren, was von dem Roten Wien übrig geblieben ist und wo denn nun eigentlich das Grundrecht auf angemessenen Wohnraum bleibt.

Film "Deutsche Wohnen & Co. Enteignen" (29.10.)
inklusive Austausch mit Regisseur sowie der Gruppe "Zwangsräumungen verhindern"

Podiumsdiskussion "Gewerkschaften im Gespräch" (25.11.)
mit Vertreter_innen der IG 24, der IG Lektor:innen, dem Riders Collective sowie des Unterbaus der Universität Wien
Gehalt passt nicht, Arbeitsbedingungen sind scheiße? Überall wimmelt es von strukturellen Problemen? Organisierung gilt da in der Regel als Antwort. Aber wie geht das im Prekariat, das sich doch gerade auch durch Vereinzelung und schlechter Organisierung auszeichnet. Im Rahmen der Prekaritätskampagne laden wir mehrere Vertreter:innen von Interessensgruppen und Gewerkschaften zum Gespräch ein, um zu erzählen, wie sie mit den Herausforderungen umgehen! 

Demonstration "Studieren Finanzieren! Mieten, Heizen, Studium - Ausfinanzieren wär das Minimum" (30.11. // 17:00 // Start Resselpark)
Die Preise steigen, viele sitzen in kalten Wohnungen, Unis droht die Schließung oder sie wurde, wie bei der TU Wien, bereits beschlossen, teilweise wird ein Anstellungsstopp verhängt – wir haben genug! Unser Studium, unser Leben und unsere Zukunft sind nicht dafür da, die Profite irgendwelcher Unternehmen zu garantieren. Es wird Zeit, dass unsere Hochschulen endlich komplett ausfinanziert werden und Studierende nicht mehr in Prekarität leben müssen, um studieren zu können.
Zeigen wir der Bundesregierung, dass wir genug haben – und dass wir viele sind!
Wir frieren und studieren nicht für deren Profite!

Kontakt und Impressum

E-Mail: prekaer@oeh.univie.ac.at

Telefon: +43 (0) 67690-25332

Grafik: Mag. Karolina Malwina Gruschka